Verdict in the Budapest trial: Tobi sentenced to 22 months in prison

https://www.basc.news/urteil-im-budapest-prozess-tobi-zu-22-monaten-haft-verurteilt

[EN]

Six months after the first day of the trial against the three antifas from Germany and Italy, Tobi’s sentence was set at 22 months in the second instance. In addition to Tobi, another German comrade is accused of being a member of a criminal organization with the aim of attacking Nazis, as well as Ilaria, who is accused of involvement in the crime and faces a high double-digit prison sentence in the worst case.

Tobi, like Ilaria, has been in aggravated pre-trial detention in inhumane conditions for almost 16 months.

Tobi had accepted the charges in a preliminary hearing on the first day of the trial with the expectation that he would not be guaranteed a trial in accordance with the rule of law. Afterwards, there was disagreement between the court, the public prosecutor’s office and his defense lawyer about the level of Tobi’s sentence. The court sentenced him to three years in prison, which Tobi’s lawyer objected to. The public prosecutor’s office, on the other hand, demanded a higher sentence. The actual sentence handed down today therefore falls far short of the expected sentence. As Tobi has already served more than two thirds of the sentence imposed due to the long pre-trial detention, there is a chance that he will be able to apply for early release on parole. The decision lies with another Hungarian court. We do not currently know when it can be expected.

The judge’s reasoning today once again highlighted the Hungarian authorities‘ determination to persecute and the political nature of the proceedings. She said that Tobi could not be proven to have been involved in any criminal activity in Hungary. The verdict is therefore based solely on German investigative findings from the Antifa-Ost proceedings. Repression against antifas is the goal.

We are relieved that this makes Tobi’s imminent release from Hungarian custody more likely. Ilaria can now also breathe a sigh of relief, as she was recently granted a reprieve on condition that she remains under house arrest in Hungary until the verdict. The election to the European Parliament, for which Ilaria is running for reasons, may even give her the opportunity to escape the ongoing trial. Nevertheless, the right-wing show trial in Budapest continues. Unlike Tobi, the two accused comrades had opted for the main hearing with the taking of evidence. The end of the trial is not yet in sight. On the third day of the trial (#link to minutes), the court announced that it intended to reach a verdict in September or October, but it remains to be seen whether this timeframe will be adhered to.

In the meantime, Maja is still in custody awaiting deportation in Dresden and awaiting the verdict of the Berlin Court of Appeal. As a non-binary person, Maja expects to be handed over to a judiciary that is hostile to queer people by the state. Just like Hanna, who was arrested at the beginning of May, the comrades in hiding are still threatened with a trial in the Budapest complex in Hungary and further persecution in Germany itself.

Therefore: We stand together. None is free until all are free! Free all Antifas!

[DE]

Sechs Monate nach dem ersten Prozesstag im Prozess gegen die drei Antifas aus Deutschland und Italien

wurde die Strafhöhe für Tobi in zweiter Instanz auf 22 Monate festgesetzt. Angeklagt sind neben Tobi eine weitere deutsche Genossin mit dem Vorwurf, Mitglied in einer kriminellen Vereinigung zu sein, mit dem Ziel Nazis anzugreifen sowie Ilaria, der eine Tatbeteiligung vorgeworfen wird und der im schlimmsten Fall eine hohe zweistellige Haftzeit droht.

Tobi sitzt ebenso wie Ilaria seit fast 16 Monaten in verschärfter Untersuchungshaft unter menschenunwürdigen Bedingungen.

Tobi hatte in einem Vorverfahren zum ersten Prozesstag den Anklagevorwurf mit der Erwartung angenommen, dass ihm kein rechtsstaatlicher Prozess zugesichert wird. Im Anschluss bestand Uneinigkeit zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und seinem Verteidiger über die Höhe des Strafmaßes für Tobi. Vor Gericht waren drei Jahre Haft geurteilt, wogegen Tobis Anwalt Widerspruch einlegte. Die Staatsanwaltschaft forderte hingegen eine höhere Strafe. Das faktische Urteil vom heutigen Tag fällt damit stark hinter der zu befürchtenden Höhe zurück. Da Tobi schon jetzt mehr als zwei Drittel der verhängten Strafe durch die lange Untersuchungshaft abgesessen hat, besteht eine Chance, Antrag auf vorzeitige Entlassung auf Bewährung zu stellen . Die Entscheidung liegt bei einem anderen ungarischen Gericht. Wann sie zu erwarten ist, ist uns derzeit nicht bekannt.

In der Urteilsbegründung der Richterin wurden heute noch einmal der Verfolgungswille der ungarischen Behörden und der politische Charakter des Verfahren deutlich. Sie sagte hier sinngemäß, dass Tobi in Ungarn keine Aktivität im Sinne einer kriminellen Vereiningung nachgewiesen werden konnte. Das Urteil stützt sich folglich allein auf deutsche  Ermittlungserkenntnisse aus dem Antifa-Ost-Verfahren. Repression gegen Antifas als Ziel ist gesetzt.

Wir sind erleichtert, dass damit Tobis baldige Entlassung aus ungarischer Haft wahrscheinlicher wird. Auch Ilaria kann nun ein wenig durchatmen, denn seit kurzem konnte sie eine Haftverschonung unter der Auflage erkämpfen, bis zum Urteil in Ungarn in Hausarrest zu verbleiben. Ggf. entsteht durch die Wahl ins Europaparlament, für das Ilaria aus Gründen kandidiert, sogar die Möglichkeit, sich aus dem laufenden Prozess zu entziehen. Dennoch geht der rechte Schauprozess in Budapest weiter. Die beiden angeklagten Genossinnen hatten sich anders als Tobi für die Hauptverhandlung mit Beweisaufnahme entschieden. Das Ende des Prozesses ist noch nicht konkret absehbar. Am dritten Verhandlungstag (#Link zu Protokoll) verkündete das Gericht zwar, das Urteil im September oder Oktober treffen zu wollen; ob dieser Zeitrahmen eingehalten wird bleibt jedoch abzuwarten.

Unterdessen sitzt Maja weiterhin in Dresden in Abschiebegewahrsam und wartet auf das Urteil des zuständigen Berliner Kammergerichts. Maja erwartet als nichtbinäre Person an ein von staatswegen queerfeindliches  Justizwesen übergeben zu werden. Genauso wie der Anfang Mai festgenommenen Hanna droht den untergetauchten Genoss:innen weiterhin ein Prozess im Budapest-Komplex in Ungarn und weitere Verfolgung in Deutschland selbst. 

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